Revierkalender im April

von unseren Mitglied Friedhelm Steinhoff

 

Jagdausübung im April

 

 

Foto: (c) by Domino, www.pixelio.de

 

Am 1. April beginnt das neue Jagdjahr.

Jagdlich gesehen ist erstmal Ruhe angesagt im Revier.

Die Brut- und Setzzeit lässt nur wenig Möglichkeiten zum Jagen.

 

Schwarzwild sollte unbedingt weiter intensiv bejagt werden, führende Stücke sind selbstverständlich zu schonen !

Aber auch die kleinsten Frischlinge, die uns vor die Büchse kommen, sollten geschossen werden. Die Schwarzwildpopulation ist nach wie vor zu hoch. Die Rauschzeit unseres Schwarzwildes hat ihren Schwerpunkt in den Monaten November bis Januar.

 

Durch die bessere Ernährung rauschen die Bachen bei uns das ganze Jahr über, nicht beschlagene Bachen sind nach 3 Wochen wieder rauschig. Eine Sozialstruktur und die damit angeblich verbundene Rauschsynchronisation ist nicht mehr vorhanden.

Auch immer jüngere Stücke frischen, Überläuferbachen von 30 kg sind keine Seltenheit mehr. Dieses Phänomen war allerdings auch früher schon in guten Mastjahren zu beobachten. Durch die starke Vermehrungsrate und die immer besseren Nahrungsangebote in immer größeren Mais- und Getreideschlägen bleiben die Sauen oft auch tagsüber drin und sind nur sehr schwer zu bejagen. Dies wurde aber bereits von Dr. Ulf Hohmann am 23.11.09 in Herrsching auf einer Tagung des Bayerischen Bauernverbandes ausführlich beschrieben. Siehe dazu http://www.fawf.wald-rlp.de/.

 

Jagdbetrieb

Im letzten Monat hatten wir hoffentlich schon genügend Zeit, Reviereinrichtungen zu kontrollieren. Diese Arbeit wird fleißig fortgesetzt. Jede Ansitzmöglichkeit wird auf Schäden untersucht und möglichst gleich repariert. Oft ärgere ich mich später, wenn diese Arbeiten verschoben und dann vergessen wurden. Weil jetzt mit der Pflege und Anlage von Äsungsflächen begonnen werden muss, schaue ich bei Reviergängen besonders auf Flächen, die hier vielleicht zusätzlich bewirtschaftet werden können. Es bieten sich hier veränderte Wald- und Wiesenflächen, Holzlagerplätze oder sogar Ackerflächen an, die oft von Eigentümern nicht mehr genutzt werden.

 

Wildäcker

Die Temperaturen sollten wir beobachten, einige Wildackerpflanzen (z.B. Buchweizen) vertragen keinen Frost, aber von Ende April an sind die Nachtfröste in der Regel kein Thema mehr. Wir sollten so früh wie möglich aussäen.

Bei Bestellung bis Mitte Mai bietet die Fläche schon ab Juni interessante Äsungsmöglichkeiten und sobald die Kräuter und Kleearten wachsen, gute Deckungsmöglichkeiten. Zur Verbesserung des Lebensraums sind verschiedene Maßnahmen möglich. Der klassische Wildacker ist meistens eine gute Alternative. Sofern keine eigenen Flächen zur Verfügung stehen, werden Flächen möglichst langfristig angepachtet. Ich kann dann selbst entscheiden, wann ich was einsäe, wie oft ich mähe, welche Fruchtfolge ich zukünftig plane usw.

 

 

Foto: (c) by Grey59, www.pixelio.de 

 

Zu bedenken ist bei der Anpachtung von Flächen, dass die Landwirte nur bedingt ohne Probleme Acker- oder Grünlandflächen weiterverpachten können, weil sie Zuschüsse aus der EU-Agrarpolitik bekommen. Dafür müssen sie jedes Jahr den so genannten „Gemeinsamen Antrag“ beim zuständigen Landwirtschaftsamt abgeben. Pro Hektar bewirtschafteter Fläche werden je nach Art der Nutzung zum Teil mehrere Hundert Euro bewilligt. Jeder Landwirt muss dafür aber auch jede Menge Auflagen erfüllen. Jeder Landnutzer, der Prämien bekommen will, muss sich daran halten und für ein Jahr festlegen, was auf der jeweiligen Fläche wachsen soll.

Diese Anträge müssen bis zum 15. Mai abgegeben werden. Jeder Jäger sollte sich daher ggf. schon früh für die Zukunft eine Fläche reservieren, auf der er dann Wildäcker oder Biotopflächen anlegen kann.

 

Die einzelnen Flächen sollten

  • ruhig gelegen
  • nicht zu weit von den Einständen entfernt
  • eher kleinparzellig über das Revier verteilt
  • sonnenbeschienen und von guter Bodenqualität sein.

 

 

Foto: (c) by Rainer Sturm, www.pixelio.de

 

Als praktikabelste Lösung bieten sich Wildackermischungen, möglichst mit einem hohen Blütenanteil, an. Diese kann man in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen bei fast jedem Saatgutanbieter kaufen. Mischungen haben den Vorteil, dass sie das ganze Jahr über von Mai bis Ende Oktober kontinuierlich einen gedeckten Tisch bieten. Das Problem bei diesen Mischungen besteht bei der Aussaat. Große Körner (Getreide, Ackerbohnen, Sonnenblumen usw. brauchen eine tiefere Ablage als Feinsämereien wie alle Kleearten, Luzerne, Raps usw).

Es bietet sich hier an, mit einem Sieb die großen Körner von den kleinen zu trennen und zuerst die größeren mit der Sämaschiene ca. 2 – 3 cm in den Boden einzubringen und in einem zweiten Arbeitsgang die feinkörnigen Sorten oben auf zu bringen und anschließend alles festzuwalzen. Je nach „Ziel-Wildart“ ergeben sich sehr unterschiedliche Bedürfnisse und damit unterschiedliche Mischungen bei der Zusammensetzung.

Allerdings ist es aus praktischer Sicht einfacher, nicht einseitig eine Fläche nur für Rehe oder Schwarzwild anzulegen, sondern durch die Zusammensetzung der Mischungen auch gezielt Hasen oder anderes Niederwild sowie Schmetterlinge und Insekten zu fördern.

 

 

Foto: (c) by Lilo-Kapp, www.pixelio.de

 

Hier wird der Naturschutzaspekt des Jägers sichtbar, nicht nur die Imker werden das wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Sauen und Kitze oder Bodenbrüter in derselben Fläche vertragen sich allerdings schlecht. Es gibt bei Saatgutherstellern und in der Fachpresse zahlreiche fertige Mischungen, ich will daher hier nur eine von mir selbst zusammengestellte oft erprobte mehrjährige Mischung beschränken:

  • Waldstaudenroggen 5,0 kg
  • Deutsches Weidelgras 4,5 kg
  • Lieschgras 1,5 kg
  • Futterölrettich 2,0 kg
  • Phacelia 1,0 kg
  • Kulturmalve 0,5 kg
  • Serradella 1,0 kg
  • OO-Futterraps 0,5 kg
  • Rotklee 1,0 kg
  • Alexandrinerklee 1,0 kg
  • Winterwicken 1,5 kg
  • Gelbklee 0,5 kg
  • Inkarnatklee 0,5 kg
  • Gelbsenf 2,0 kg
  • Buchweizen 2,0 kg

Gesamt: 25 kg

 

Als Aussaatmenge empfehle ich ca. 10 kg auf 1000 qm. Dies ist aber in hohen Maß von der Bodenqualität abhängig. Je schlechter der Boden, desto höher sollte die Aussaatmenge sein.

Um für gute Deckung zu sorgen, empfehle ich Streifen mit Topinambur. Diese Süßkartoffelart wird wie unsere Kartoffel gesetzt und leicht angehäufelt. Eine preiswerte Alternative ist auch z.B. die im Saatgutpreis günstige Bitterlupine. Sie wird kaum beäst, für die Schaffung von Deckung und als Bodenverbesserer ist sie aber sehr zu empfehlen.

 

Wildbiologie im April

 

  • Schwarzwild: viele Bachen führen Frischlinge
  • Rehwild: Böcke fegen
  • Muffelwild: Lämmer
  • Dachs: Jungdachse (2-5)
  • Fuchs: Jungfüchse (4-8)
  • Kaninchen: Jungkaninchen
  • Feldhase: Junghasen
  • Stein- und Baummarder: Jungmarder
  • Iltis: Ranz
  • Hermelin: Jungwiesel (4-10)
  • Mauswiesel: Ranz
  • ab Monatsmitte Auerwild: Balz
  • Birkwild: Balz
  • Haselwild: Balzende
  • Fasan: Balz
  • Ringeltaube: Balz, Brut (2 Eier)
  • Stockente: Gelege (9-14 Eier)
  • Waldschnepfe: Gelege (4 Eier)
  • Mäusebussard: Gelege (3-4 Eier)
  • Habicht: Gelege (3-4 Eier)
  • Sperber: Paarzeit

 

Bauernregeln

 

Wenn der Kuckuck am 9. nicht gesungen hat, ist er erfroren.

Aprilschnee ist besser als Schafmist.

Kommt die Weihe gezogen, so ist der Winter verflogen.

Marienkäfer, die im April schwirren, müssen im Mai erfrieren.

Wenn der April Spektakel macht, gibt's Heu und Korn in voller Pracht.

Ist der April kalt und naß, dann wächst das Gras.

Regen in der Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht.

April, April, der macht was er will.

Aprilenglut tut selten gut

Aprilenschnee düngt, Märzenschnee frißt.

Aprilsturm und Regenwucht kündet Wein und goldene Frucht.

 

 

 

 

- Alle Angaben ohne Gewähr -