Revierkalender im Juli

von unserem Mitglied Friedhelm Steinhoff

Jagdausübung im Juli

Es ist kaum zu glauben, die Tage werden wieder kürzer, die erste Hälfte des Jahres ist bereits wieder vorbei, wenngleich nach der Sommersonnenwende das Tageslicht erst nur wenig abnimmt.

Manchmal möchte ich die Zeit anhalten, der nächste Winter kommt bestimmt….

 

In der Landwirtschaft steht die Haupterntezeit kurz bevor.

 

Foto: © by Horst Schröder, www.pixelio.de

 

Die Heuernte ist durch die heißen Tage im Juni schon zu einem großen Teil erledigt.

Bei der Absuche vor der Mahd fand ich bei mir in fast jedem Wiesenstück ein Rehkitz. Allerdings waren alle bereits so groß, dass sie die Flächen selbständig verlassen konnten. In Kürze wird die erste Gerste geerntet, Raps und anderes Getreide folgt meistens gleich darnach.

Für das Niederwild bedeutet die Ernte in erster Linie Deckungsverlust, insbesondere Feldhase, Fasan und Rebhuhn sind davon betroffen.

Oft wird von Ernteschock gesprochen, der Begriff wird meines Erachtens überstrapaziert.

Fasan- und Rebhuhnküken sind flügge. Der Feldhase und sein Nachwuchs stellen sich relativ schnell auf die neue Situation ein.

Beim Rot- und Damwild stehen die Hirsche noch im Bast, das Kobenwachstum geht aber dem Ende zu. Gern werden jetzt Lecksteine angenommen, um den Bedarf Mineralstoffen, insbesondere Kalzium, zu decken.

Der Marder ist in der Ranz, die bis Mitte August andauert. Wie das Rehwild hat er eine Keimruhe, die Tragzeit dauert insgesamt 9 Monate.

Wie im Revierkalender des letzten Monats bereits kurz erwähnt, halte ich Ruhe im Revier. Da wenig Bewegung ist, tut man sich ohnehin sehr schwer mit dem Abschuss. Die jagdliche Ruhe endet mit Beginn der Blattzeit, je nach Wetter meist ab Mitte Juli und sie dauert bis ca. zum 10. August. Im letzten Jahr sah ich Ende September noch einen treibenden Bock. Eine Nachbrunft ist wohl gar nicht so selten.

Foto: © by Templermeister, www.pixelio.de

Für mich ist, wie wohl für viele Jäger, die Rehbrunft der Höhepunkt des Jagdjahres.

Aber die Intensität und Dauer der Blattzeit sind nicht nur von der Witterung abhängig, sondern auch von der Bestandsdichte und vom Geschlechterverhältnis.

Vielfach wird behauptet, die Schmalrehe werden zuerst beschlagen, dies kann ich aus meinen Erfahrungen nicht bestätigen. Es ist wohl doch eher so, dass ältere Ricken mit guter Kondition mit der Brunftbereitschaft beginnen. In der Literatur wird dies kontrovers diskutiert.

Die Tageslänge soll dabei auch eine große Rolle spielen. Dadurch wird eine „Brunftsynchronisation“ erreicht. Unbestritten ist auch, dass das Brunftgeschehen im Flachland immer etwas früher beginnt als in den höher gelegenen Bergregionen.

Eine Ricke ist drei bis vier Tage brunftig.

Bei heißem Wetter verläuft die Brunft aktiver als bei schlechtem Wetter oder an kühlen Tagen.

Wildäcker

Die Wildäcker sind im Juli wieder ein wichtiges Thema.

Gerade in der ersten Monatshälfte haben wir Zeit, die bereits eingesäten Felder zu kontrollieren.

Ist der Aufwuchs entsprechend? Sind möglicherweise bestimmte Pflanzen (z.B. Buchweizen) durch Fröste im April verfroren?

Jetzt ist die beste Zeit, nachzusäen. Einige Flächen, die bisher nicht bestellt wurden, werden jetzt vorbereitet und neu eingesät. Wichtig ist gute Äsung im Spätherbst und Winter, wenn in der Natur nichts mehr nachwächst.

Wichtig ist ausreichende Nährstoffversorgung des Bodens.

Wichtig ist, den meist vorhandenen Kalkmangel zu beheben, entweder durch kohlensauren Kalk (auf leichten Böden) oder gekörnten Branntkalk (auf lehmigen oder tonigen Böden).

Eine Verbesserung von besonders sauren Böden, tritt unter Umständen erst nach einigen Jahren auf. Anspruchsvolle Pflanzen, wie Raps- und Kohlarten, gedeihen auf sauren Böden nicht. Ein pH-Wert der niedriger als 5,3 liegt, ist für die Mischungen, mit Ausnahme der Pioniermischung ungeeignet. Anzustreben ist ein pH-Wert je nach Boden zwischen 5,3 und 7,0.

Es bieten sich Wildackermischungen an, möglichst mit einem hohen Blütenanteil. Hier bedarf es keiner großen Erfahrung, ein größerer Teil der Samen läuft meistens immer auf.

Unterschiedliche Mischungen kann man bei jedem Saatgutanbieter kaufen.

Mischungen haben den Vorteil, dass sie das ganze Jahr über von Mai bis in den Winter hinein ausreichend Äsung bieten.

Foto: © by Irene Mayerhofer, www.pixelio.de

Schwarzwildjagd im Juli

Sauen sind im Juli schwer zu bejagen, wir sollten uns unbedingt auf die Jagd im Feld konzentrieren, im Wald halten wir Ruhe, um die Sauen nicht noch zusätzlich in die Feldflur zu treiben, dort gehen sie ohnehin zur Zeit schon zu Schaden.

Getreide, Raps, Kartoffeln, Bohnen, Erbsen und Mais bieten ein ausreichendes Nahrungsangebot.

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Die Jagd ist schwierig, das Getreide steht noch überwiegend auf dem Halm, Bohnen und Mais sind so hoch, dass sie als Einstand genutzt werden. Der Raps wird zum Teil großflächig von Sauen abgeäst und auch bis zur Ernte gern als Einstand genutzt.

Eine Bejagung an Schneisen, wie oft in der Jagdpresse propagiert, halte ich für wenig praxistauglich.

Die Sauen überqueren Schneisen in der Regel hochflüchtig und verhoffen nur selten „schussgerecht“ auf diesen Freiflächen.

Der Morgenansitz ist oft erfolgversprechend, insbesondere an Wald- Feldkanten. Hier kann man gelegentlich die Sauen abpassen. Die Tage sind noch sehr lang, sehr früh morgens haben wir schon Büchsenlicht.

Falls die Schäden trotz intensiver Jagd zunehmen, bleibt zur Wildschadensverhütung nur das Einzäunen mit einem Elektozaun, 2 Litzen und starke Batterien sind erforderlich. Das Ganze ist natürlich insbesondere bei großen Flächen sehr arbeitsaufwändig.

JAgsdbetrieb

In der zweiten Junihälfte und Anfang Juli sind die Böcke faul und geradezu unsichtbar geworden. Das ist die Zeit, in der wir das Revier für die Blattzeit vorbereiten. Pirschpfade werden gekehrt und neue angelegt. Leitern werden überprüft und alle Ansitzmöglichkeiten frei geschnitten. Hier gilt: „aber nur soviel wie nötig“ !

Bewährte Schirme erhalten eine neue Verkleidung.

Anfang Juli sollte dann alles fertig sein; denn der Beginn der Rehbrunft ist nicht sicher bestimmbar, und kann von Jahr zu Jahr stark schwanken.

Dann kann die Jagd auf den Bock beginnen.

Blattjagd

Die Blattjagd ist sicherlich die reizvollste und spannendste Jagd auf den Rehbock. Das Blatten mit dem Buchenblatt, das zwischen Zeigefinger und Daumen beider Hände gespannt wird, ist nur etwas für erfahrene Profis, ich gebe zu, mein Ding ist das nicht.

Blatten mit dem Rehblatter (von Wegu oder Hubertus) ist da schon einfacher.

Man muss versuchen, einen möglichst naturgetreuen Fieplaut hinzubekommen. Weiterhin gilt: Nach 2-3 Fieptönen eine größere Pause einlegen. Durch „Verblatten“ kann man schnell alle Böcke verprellen.

Ich benutze die Buttoloblatter, in der Jackentasche zusammengedrückt ist das für mich eine sehr einfache Handhabung und ich habe damit die besten Erfolge.

Jeder muss für sich die beste und erfolgreichste Methode herausfinden.

Viele halten das Blatten von Hochsitzen und Kanzeln aus für falsch und meinen, die Blattjagd sollte eher am Boden stattfinden.

Mir ist die Lockjagd vom Hochsitz aus lieber. Treffsicherheit und Sicherheit bei Schussabgabe durch erhöhten Sitz sind nicht weg zu diskutierende Vorteile und Erfolge bleiben bei mir dabei nicht aus.

Aber auch während der Blattzeit sollten wir immer nur sehr maßvoll zur Jagd gehen, denn wir wollen weder die Böcke noch die Hirsche vergrämen.

Zudem haben Rot- und Damtiere gesetzt – auch diese Kinderstuben brauchen Ruhe!

 

Die Vorfreude auf die Jagdzeit des Rotwildes und die Feisthirsche steigt.

 

Wildbiologie im JuLi

Rotwild: Geweihe werden gefegt, Feistzeit

Damwild: Kälber

Rehwild: ab Monatsmitte Brunft

Dachs: Ranz

Fuchs: Jungfüchse werden ausgeführt

Baum- und Steinmarder: Ranz

Rebhuhn: Nachgelege

Bauernregeln

Legst du im Juli nochmals Bohnen, wird sich im Herbst die Ernte lohnen.

Wenn Juli fängt mit Tröpfeln an, so wird man lange Regen han.

Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.

Ist die Spinne träg am Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen.

Wenn die Fledermäuse abends herumfliegen, folgt ein anhaltend schönes Wetter.

Macht der Juli uns heiß, bringt der Winter viel Eis.

Große Unwetter kommen vor großer Hitze.

Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr.

Wenn die Fische im Wasser emporspringen, gibt's Regenwetter.

Was der Juli nicht siedet kann der August nicht braten.

Genauso wie der Juli war, wird nächstes Mal der Januar.

 

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