von unseren Mitglied Friedhelm Steinhoff
Jagdausübung im November
Der November wird auch Windmond (8. Jahrhundert), Wintermonat oder Nebelung genannt. Bei uns zu Hause sprach man auch von Schlachtemonat, wegen fehlender Kühlmöglichkeiten wurden im November die Schweine geschlachtet, die Vorräte mussten für fast ein Jahr reichen. Aufgrund kirchlicher Anlässe des Totengedenkens sprechen wir auch von Trauermonat. Das oft schlechte und wechselhafte Wetter wird entscheiden, ob der Monat November für uns Jäger jagdlich erfolgreich wird. Die Wettervorhersage meldet viel Regen, Schnee, Kälte.
Graue Nebelschleier, die Stimmung ist oft melancholisch, gedrückt, mir fällt dazu ein Gedicht von Theodor Storm ein: Die graue Stadt am Meer.
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Was für ein Wetter haben wir am Hubertustag, dem Tag der geplanten Treibjagd? Können wir den Mond für die Bejagung von Sauen, Fuchs und Dachs nutzen? Das Wetter ist ein Dauerthema in diesem Monat. Wenn die Teiche zufrieren ist es hier mit der Entenjagd vorbei. Der erste Frost und Schnee machen dem Niederwild zu schaffen. Der Heger versorgt Rebhuhn, Fasan, aber auch Enten mit seinen Fasanenschütten und Kaffhaufen. Entenkirrungen an Teichen und Fließgewässern sehr zurückhaltend mit Mais, Weizen und Druschabfällen bestücken. Schnell wird hier die Wanderratte angelockt und zur Plage.
Pflanzmonat
Bei frostfreiem Wetter nutzen wir den November als Pflanzmonat, zum Beispiel für die Stecklingspflanzung mit Weiden. Die Gehölzvermehrung durch Stecklinge ist praktisch kostenlos. Graben- und Wegränder, die Ufer der Gewässer oder die Ränder alter Kiesgruben sind nur einige Revierteile, die der Jäger nach Rücksprache mit dem Grundeigentümer nutzen sollte. Hier werden die Stecklinge in den Boden gebracht. Sie begrünen innerhalb kürzester Zeit unsere Reviere. Aber auch für die Anpflanzung anderer Hegebüsche und Hecken ist jetzt eine günstige Pflanzzeit: Hasel, Hartriegel, Schneeball, Vogelbeere, Schlehe, Hundsrose, Schwarzer und Roter Holunder, Schlehe, Pfaffenhütchen und einige mehr. Viele dieser Sträucher und Bäume kann man jetzt in Absprache mit dem Förster kostenlos ernten und an geeigneten Stellen wieder einpflanzen.
Die Jagd auf den Fuchs
© Original by Templermeister, www.pixelio.de
Der 20. November gilt unter passionierten Jägern als Termin für die Balgreife. Die Bälge des Raubwildes, auch der alten Füchse und Marder, sind nun reif. Die herrlichen Bälge finden heute leider immer weniger Verwertung. Auch den Luderplatz pflegt der Jäger seit Langem. Ein Erdschirm, der als Luderhütte, aber auch als Krähenhütte genutzt werden kann, hat meines Erachtens Vorteile gegenüber Ansitzleitern. Halb in die Erde eingelassen sieht der Jäger die Konturen des Raubwildes besser. Der regelmäßig ! beschickte Luderplatz, der als Pferdemist- oder Spreuhaufen auf Schrotschuss-Entfernung angelegt wird, bringt den erwünschten Erfolg.
Rehwild
© Original by Rolf Handke, www.pixelio.de
Und die Rewildbejagung? Nach Aberntung der letzten Maisfelder war und ist eine gewisse Unsichtbarkeit und Ruhe bezüglich dieser Wildart festzustellen. Wir versuchen, Ricken, Schmalrehe und Kitze möglichst zügig zu erlegen. Je früher der Abschuss erfolgt, desto mehr verringern sich die Wildschäden und wir arbeiten auf eine möglichst frühe Jagdruhe im Winter hin. Unser Wildpret ist jetzt gut vermarktbar! Wer im November und Anfang Dezember sein Wild rechtzeitig erlegt, findet noch gute Absatzmöglichkeiten vor und erzielt vernünftige Preise. Sind diese in der Gastronomie oder im Wildhandel nicht zu erzielen, bleibt nur der Weg der „Veredelung“: Wildmetzger in Taunusstein und Wiesbaden portionieren küchenfertig, stellen Wildwürste, Leberwurst, Rehknacker oder Wildsülze her. Diese Produkte lassen sich oft in kleineren Mengen zu vernünftigen Preisen absetzen. Hier ist es wichtig, nur beste Qualität anzubieten, brunftige Hirsche oder rauschige Keiler sollten keinesfalls vermarktet werden.
Schwarzwild
In diesem Jahr haben wir mal wieder eine gute Bucheckernmast. Die Kirrungen werden daher nur sehr unregelmäßig angenommen, die Bejagung wird daher schieriger. Da die Schwarzwildbestände nach wie vor hoch sind, sollten wir so früh wie möglich mit der Drückjagd beginnen, sobald das Laub gefallen ist. Revierübergreifende Drückjagden oder im noch größeren Rahmen in Absprache mit der Hegegemeinschaft sind meist erfolgversprechender, soweit das Wetter mitspielt. Bei vorkommenden Rotten daran denken: groß und zottelig sind die großen Bachen und Keiler, braungrau die Frischlinge.
© Original by_Carsten Przygoda, www.pixelio.de
Vorsicht nach wie vor bei der Bejagung von einzelnen Stücken geboten. Bachen frischen leider bei uns das ganze Jahr über, das Stück könnte führend sein!
Rot-, Damm- und Muffelwild
Unser Rotwild bildet erste Winterrudel. Nach der kräftezehrenden Bruft versucht das Rotwild, sich Feist für den Winter anzufressen. Auch tagsüber können wir auf gepflegten Wildäckern das Rotwild beim Äsen beobachten. Bei frühem Wintereinbruch in den Bergen wechselt das Rotwild bereits zu den Fütterungen oder in die Wintergatter.
© Original by Michael Hirschka, www.pixelio.de
Unser Damwild trifft es diesbezüglich ärger, es brunftet teilweise noch bis zur Monatsmitte. Die abgebrunfteten Schaufler suchen erst danach die dann dringend benötigten Wildäsungsflächen und -wiesen auf. In den Muffelwildrevieren beginnt jetzt die "hohe Zeit". Das aufmerksame Wild macht es dem Jäger nicht leicht, zu Schuss zu kommen. Wie beim Damwild wird die Jagd auf Muffelwild in der Regel auf der Pirsch oder beim Ansitz ausgeübt, Treib- oder Drückjagden erbringen meist nicht den gewünschten Erfolg auf diese Wildarten.
Jagdbetrieb
Wir kontrollieren insbesondere die ortsveränderlichen Hochsitze.
Bei vielen Ortsveränderungen an den neu eingesäten Getreide- und Rapsfeldern muss die Standsicherheit gewährleistet sein.
Wildbiologie im November
Damwild: Brunft bis Monatsmitte
Rehböcke: werfen ab und beginnen zu schieben
Schwarzwild: Beginn der Rauschzeit
Dachs: Beginn der Austragezeit
Gams: Brunft
Bauernregeln im November:
Das Wetter im November soll Rückschlüsse auf den folgenden Winter, aber auch für das folgende Jahr zu lassen:
Wie der November verflogen, kommt der nächste Mai gezogen.
Wie der November wittert, so wittert auch der Lenz.
Sitzt im November das Laub fest an den Ästen, kommt bald der Winter mit strengen Frösten.
Wenn rauh des Hasen Fell, ist der Winter bald zur Stell.
Fliegen im November noch Sommerfäden, wirst du lang' nicht vom Frühling reden.
Blühn im November die Bäume aufs neu, dann währet der Winter bis zum Mai.
Ist der November kalt und klar, wird trüb und mild der Januar.
Friert im November früh das Wasser, dann wird der Jänner um so nasser.
Fällt im November das Laub sehr früh zur Erden, soll es nächstes Jahr ein feiner Sommer werden.
Hat im November die Buche noch ihren Saft, so wird der Regen stärker als der Sonne Kraft.
Ist im November die Buche im Saft - viel Nässe dann der Winter schafft.
Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein.
Wenn im November die Wasser steigen, wird sich im Frühling viel Regen zeigen.
Tummelt sich im November die Haselmaus, bleibt der Winter noch sehr lange aus.
Schneit's im November gleich, so wird der Winter weich.
Läßt der November die Füchse bellen, wird der Winter viel Schnee bestellen.
November warm und klar, wenig Segen für's nächste Jahr.
- Angaben ohne Gewähr –