Revierkalender im September

Jagdausübung im September

(von unserem Mitglied Friedhelm Steinhoff)

 

In der Landwirtschaft geht die Ernte zu Ende. 

© by Uschi Dreiucker, www.pixelio.de

 

Für den Jäger aber beginnt in diesem Monat die Haupterntezeit. Für mich ist dies in jagdlicher Hinsicht der schönste Monat des Jahres. Es gibt oft noch schöne warme Tage, der „Altweibersommer“ wird ja nicht umsonst so genannt und in der Literatur oft beschrieben.

Die Tage werden allerdings schon schnell kürzer, abends schwindet das Büchsenlicht früher, atemberaubende Sonnenuntergänge beschließen oft den Abendansitz, beim Morgenansitz hat der aufsteigende Nebel etwas mystisches. Wie das ganze Jahr über ist der Morgenansitz in der Regel erfolgversprechender.

 

Rotwildjagd auf den Brunfthirsch

Die Jagd auf den Feisthirsch hatte ich im Revierkalender August ausführlich beschrieben. Anfang des Monats beginnt bei uns bereits die hohe Zeit der Brunft, in höheren Lagen und im Gebirge dauert es bis Ende des Monats, bis die Brunft beginnt.

Deshalb fahre ich auch in diesem Jahr wieder nach Österreich, um in den hohen Tauern dieses Naturschauspiel mitzuerleben. Die Schreie und das Röhren der Hirsche faszinieren mich jedes Jahr erneut wenn ich auf Eddi’s Alm sitze und die Berghänge abglase. 

 

 

© by Markus Götz, www.pixelio.de

 

Rehwild

 

Die Blattjagd ist zu Ende, der Abschussplan für die meisten mehrjährigen Böcke und Jährlinge dürfte erfüllt sein. Jetzt gilt es, frühzeitig mit dem Abschuss des weiblichen Rehwildes und der Kitze zu beginnen. Der September bietet sich dazu an, Tageslicht ist noch ausreichend vorhanden. Es ist wieder Bewegung im Revier, bis auf die Maisäcker ist alles gemäht. 

© by Verena N., www.pixelio.de

 

Auf den abgeernteten Feldfluren treten die Rehe früh zur Äsung aus. In diesem Monat darf auf alles Rehwild gejagt werden. Ich höre immer wieder: Kitze sind noch zu schwach, die schießen wir erst ab November…so ein Schwachsinn. Sind wir tatsächlich auf die Gewichtszunahme von schwachen Kitzen von einem viertel Kilo in 2 Monaten (wenn überhaupt) angewiesen? Jetzt gilt es, so früh wie möglich schwache Kitze und möglichst die dazugehörigen meist schwachen Ricken aus dem Bestand zu nehmen. Keinesfalls sollten wir uns scheuen, sobald die schwachen Kitze geschossen sind (natürlich immer zuerst !) auch gleich noch die Ricke zu schießen, falls dies möglich ist.

 

Schwarzwild

Auch das Schwarzwild zieht im September gelegentlich bei noch ausreichendem Büchsenlicht auf die Stoppelfelder, um nach Mäusen und Ernteresten zu brechen.

Nächte nach ausgiebigem Landregen sind ideale Verhältnisse für den pirschenden Jäger, er kann sich lautloser bewegen. Die Sauen sind bei diesen Witterungsverhältnissen frühzeitig anzutreffen. Die Kessel sind nass und auf den Stoppeln sind leicht Regenwürmer und Mäuse zu finden. Kirrungen sind in dieser Zeit kaum angenommen.

 

Maisjagd

Der Mais ist noch nicht geerntet, er wirkt daher jetzt besonders attraktiv auf die Sauen. In großen Flächen halten sie sich auch tagsüber auf. Sie verlassen ihren Einstand kaum noch.

Jagden sind aus Gründen der Sicherheit und im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit sorgfältigst zu planen – auch wenn es öfter auch mal schnell gehen muss.

Bei Maisjagden ist die Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften das wichtigste. Weil die Schützen überwiegend am Boden stehen sind Kugelschüsse in unübersichtlichem Gelände bzw. ohne Kugelfang für alle Beteiligten, aber auch Spaziergänger oder Reiter, lebensgefährlich.

 

 

© by SueSchi, www.pixelio.de

 

Es werden nur erfahrene und besonnene Schützen eingeladen und jeder muss bei dieser Jagdart besonders intensiv eingewiesen werden. Oft kommt es zu „unkontrollierter“ Schussabgabe und deshalb zu Unfällen. Wichtig sind dabei auch die richtigen Hunde wie Terrier oder Teckel. Sauen verlassen nur ungern ihre sichere Deckung. Die Jagd mit einer Treiberkette im Mais kann in Einzelfällen erfolgreich sein, meistens kann man sie schon aus Sicherheitsgründen nicht empfehlen. Die Positionierung der Schützen erfolgt an gemulchten Schussschneisen bzw. an den Feldrändern mit eindeutiger Weisung, wohin geschossen werden darf. Da tagsüber die Temperaturen noch recht hoch sind muss eine entsprechend große Kühlkammer vorhanden sein, um das Wildpret schnell gekühlt werden kann. Insbesondere das Wildpret „gehetzter“ Sauen ist bei sommerlichen Temperaturen nur begrenzt verwertbar.

 

Jagdbetrieb - Winteräsung auf den Wildäckern.

Durch die Trockenheit im Frühjahr haben sich die eingesäten Pflanzen auf den Wildäckern schlecht oder gar nicht entwickelt. Es wird geprüft, ob der Bestand für den Winter ausreicht, ggf. wird nachgesät oder noch mal neu eingesät. Dabei gilt grundsätzlich: Ein Tag im August ist besser als eine Woche im September. Wir müssen uns also sputen! Besser spät als gar nicht! Zur Spätsaat eignen sich für alle Reviere: Winterraps, Winterrübsen, Waldstaudenroggen, Senf, Ölrettich, Phacelia, Malve, Hafer, sämtliche Kleearten, Buchweizen. Diese werden als Mischung nachgesät, d.h. im vorhandenen Bestand wird eine Bodenverwundung durchgeführt (z.B. durch schwere Egge) und anschließend angewalzt. Bei einem Totalumbruch säe ich neu ein, wichtig ist auch hier eine gute Vorbereitung des Bodens, einbringen des Saatgutes (je feiner mein Saatgut, desto flacher) und anwalzen. Durch das Anwalzen wird der Bodenschluss wieder hergestellt und mein Saatgut läuft besser auf. So beuge ich dem Deckungs- und Äsungsmangel im kommenden Herbst und Winter vor.

 © by Günter Rupprich, www.pixelio.de

 

Für uns Jäger dienen die Wildäcker nicht nur unseren jagdbaren Wildarten. Wir sorgen für Artenvielfalt, damit werden sie auch zum Öko-System für Insekten und Schmetterlinge und bieten vielen bedrohten Arten Nahrung. Diese Flächen sind Rückzugsgebiete für Arten der umliegenden intensiv genutzten Agrarflächen.

 

Ich bin inzwischen auch Imker. Gerade solche Blühflächen sind für unsere Bienen, auch Wildbienen, extrem wichtige Nahrungsflächen, die auch intensiv angeflogen und genutzt werden.

 

In Absprache mit den Landwirten sollten verstärkt ökologische Vorrangflächen wie Brachen, Blühstreifen und Streifenelemente angelegt werden, nur dadurch ergeben sich positive Effekte auf die Biodiversität.

 

Der Jäger bietet dem jagdbaren Wild bei der Anlage von Wildäsungsflächen zusätzliche Deckung und Äsung, genau so wichtig ist eben aber auch die Wirkung auf die anderen Tiere und Lebensgemeinschaften.

 

Wildwiesen und Waldwiesen sollen möglichst nur gepflegt werden, wenn sie zu sauer sind. Von Zeit zu Zeit eine höhere Kalkgabe, jährliches Mulchen, um eine Verbuschung zu verhindern, reicht meistens aus. Einsäen von Klee, Wildkräuter und Wildblumen machen diese natürlich attraktiver.

 

 

Wildbiologie im September

Rotwild: ab Monatsmitte Brunft

Damwild: Fegen der Geweihe

Waldschnepfe: Zug

 

Bauernregeln im September:

Im September große Ameisenhügel - strafft der Winter schon die Zügel!

Im September viel Schleh, im Winter viel Schnee.

September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.

Viel Nebel im September über Tal und Höh' bringen im Winter tiefen Schnee.

Sitzen die Birnen Anfang September noch fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.

Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.

Wenn im September viel Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.

Wie im September tritt der Neumond ein, so wird das Wetter den Herbst durch sein.

Septemberdonner prophezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit!

Der September ist der Mai des Herbstes.

Schaffst du im September nichts in den Keller, blickst du im Winter auf leere Teller.

Ein guter Septemberregen kommt nie ungelegen.

Ist der September reich an Regen, gereicht das Naß der Saat zum Segen.

Warmer und trockener Septembermond mit vielen Früchten reichlich belohnt.

 

- Angaben ohne Gewähr –